Israel eskaliert weiter - jetzt im Libanon

30.09.2024

Der Nahe-Osten ist jeden Tag explosiver – nachdem das israelische Militär Gaza – inclusive der Hamas – soweit verwüstet hat, dass von dort die Bedrohung der Israelischen Interessen weitgehend ausgeschlossen werden kann, konzentriert sich das israelische Militär an der Nordgrenze – gegen den Libanon und die im Norden des Libanon herrschende Hisbollah. Mit dieser Fixierung wird gleichzeitig der Iran ins Visier genommen, welcher die Hisbollah unterstützt. Der Iran ist – nach vielen Jahren enger Freundschaft mit dem Schah-Regime, welches wegen seiner Terrorherrschaft gegen weite Teile der iranischen Bevölkerung von dieser gestürzt wurde – erklärter Hauptfeind der israelischen Regierungen, speziell aber unter denen Netanjahus.

Die neueste Eskalationswelle begann mit der Sabotageaktion des Mossad gegen die Hisbollah, erst die Pager, dann am nächsten Tag gegen weitere Kommunikationstechnik, die auch eine Vielzahl von Zivilisten traf. Dies führte dann wiederum in einem erhöhten Raketen- und Artilleriebeschuss gegnerischer Stellungen von beiden Seiten aus.

Doch weitaus schwerwiegender ist die geplante „gezielten Wohnblocktötung“ des Hisbollah-Chefs Hassan Nasrallah in Beirut, genau zu dem Zeitpunkt als westliche Staaten, einschließlich der USA und Deutschlands einen Waffenstill-stand zwischen der israelischen Armee und den pro-palästinensischen Kräften vermittelten, der aus westlicher Sicht vielversprechend verlief. Nach Aussagen der US-Regierung war auch diese nicht über den Angriff informiert. Es scheint, Netanjahu entgleitet auch nach und nach der Kontrolle seiner inkonditionalen Gönner, ungeachtet der für die israelische Armee wichtigen Waffen- und Finanzhilfe. Es ist wieder die gleiche israelische Reaktion wie in Gaza, man bombt den Verhandler an der anderen Seite des Tisches weg, so lange bis ein genehmerer dort sitzt. Man stelle sich vor andere Staaten würden so operieren – wenn plötzlich Selenskij würde bombardiert, wenn er einen ausländischen Staatsgast zu Besuch hätte?

Wie lange unterstützen die westlichen Staaten noch diese einzig auf Machterhalt orientierte Politik der Regierung Netanjahu, mit der er seine Anklage wegen Korruption hinauszögern will? Es folgt dann immer wieder eine samtweiche „Verurteilung“ der israelischen Militäraktionen und Aufrufe zu verhandeln – aber mit wem? Mit dem Papst?

Als erste Reaktion erklärte der Chef der iranischen Revolutionsgarden Hossein Salami, dass alle israelischen und US-amerikanischen Objekte legitime Ziele „im globalen Krieg“ seien. Es ist fraglich, ob der Iran nochmals so kontrolliert und deeskalierend reagiert wie nach der Tötung des Hamas-Chefs Ismail Hanija in Teheran – den Angriff ankündigen, langsame Drohnen zum Einschießen der israelischen Luftabwehr begannen den Angriff – dann erst kamen einige Marschflugkörper …

Eskalation Naher Osten

Früher hat Israel seine größeren Aktionen stets mit den USA vorab koordiniert, doch diesmal sieht es nicht so aus – Biden braucht aus US-wahltaktischen Gründen den Erfolg – und er steht nun am Rande eines regionalen Krieges – von Gaza – Israel – West Bank – Syrien – Libanon – Irak – Iran. Man kann der westlichen Außenpolitik gratulieren, sie ist großflächig wirksam.

"Andererseits ist sie (die IDF) eine brutale Besatzungsarmee, die den deutschen Truppen im II. Weltkrieg ähnelt, wohlgemerkt ähnelt, nicht identisch ist. Ich spreche hier nicht von dem Verhalten der Deutschen gegenüber den Juden, das war etwas ganz anderes, ich spreche hier davon, wie sie sich gegenüber den Polen, Belgiern, Holländern, Tschechen und so weiter verhalten haben."

Avraham Shalom
Direktor des Schin Bet (israelischer Inlandsgeheimdienst) 1980 – 1986
in "Töte zuerst! – Der israelische Geheimdienst Schin Bet" - Eine Dokumentation des WDR - Sehr sehenswert!
Transkript der Dokumentation ist hier verlinkt

 

Datum 18.08.2024