27.02.2022
Auch interessant: Klaus von Dohnanyi zum Thema
Das generelle Narrativ „unserer Politiker und Mainstream
Medien“ ist arme kleine Ukraine und böser Putin und Russland – wir
müssen immer drohen „um den Frieden zu erhalten“. Ob es nun die
zweite Linie der US-Politik ist – Biden war moderater und musste auf
allgemeinen Druck seine Erklärung als Missverständnis dementieren
und genau das Gegenteil feststellen, alles um wieder auf die Linie
der Neocons der USA zu kommen. Und „unsere Politiker“? Die Grünen
militant militärisch, die SPD differenzierter und die FDP – kaum in
Erscheinung getreten – die Wirtschaftsnähe verbietet zu krasse
äußerungen und tut somit gut – auch für den Frieden in Europa.
Doch wie kam es soweit? US-Offizielle verbreiteten anonym die
Russen planen eine False-Flag Operation in der Donezk-Zone – oder
wenn man will Republik Donezk, die dann den Vorwand zum Einmarsch
der Russen in des von der Ukraine seit Jahren abtrünnige Gebiet
dienen sollte. Nun das heißt, Truppen in ukrainischer Uniform würden
eine Position der abtrünnigen Zone, unter Bruch des
Waffenstillstandes angreifen, dies sei dann nach Zurückschlagen der
Russen der Vorwand zu deren Einmarsch.
Nun, die Russen können
dabei nur verlieren – wenn die False Flag Operation von der Ukraine
und deren großen Bruder USA ausginge. Greifen die Ukrainer an, dann
sind das „verkleidete Russen“ – zumindest bis der Rauch sich
verzieht – und alle Maßnahmen dagegen sind dann Teil der Operation.
Also, unterstützen die Russen die pro-russischen Truppen rücken sie
in die von der Ukraine beanspruchten Gebiete ein – haben die Russen
ebenfalls verloren! Eine Zwickmühle, die die militärischen Angriffe
der Ukraine so, oder so bevorteilt – und wenn die Russen eingreifen
führt dies zur Eskalation der Situation im Interesse der Ukraine und
der USA.
Dabei sollten zwei Punkte nicht vergessen werden –
der Großmeister der False Flag Operationen sind die USA, und wie kam
es zu der bestehenden Spannungssituation?
Die USA haben eine sehr lange Geschichte
der False Flag Operationen, die vom Amerikanisch-Spanischen
Krieg –
Maine Explosion im Hafen von Habana 1898 – als Vorwand für den
Krieg gegen Spanien galt – und den USA die Kontrolle über die
Philippinen, Kuba und andere Gebiete sicherte, oder gegen Mexiko –
dem
Tampico-Zwischenfall 1914, oder den
Sturz der demokratisch gewählten iranischen Regierung Mossadegh 1953
– Operation Ajax der CIA, der
Sturz der Regierung Arbenz in Guatemala 1954, und wenn man so
will der
Irak-Krieg 2003, der ja „wegen der irakischen
Massenvernichtungswaffen“ geführt wurde. Das sind einige wenige
Beispiele – die Reihe ist wesentlich länger –
Tonkin Zwischenfall, der
US-Invasionvon in Grenada, das
erste 9/11 - Putsch in Chile 1973 etc. Also ist den USA eher
eine „False False Flag Operation“ zuzutrauen als den Russen eine
False Flag Operation.
Es ist unumstritten, dass sich die
russischen Truppen auf russischem Gebiet befinden, doch
US-amerikanisches und britisches Militär haben in den letzten
Monaten wiederholt in der russischen militärischen Kontrollzone –
mit Schiffen und Flugzeugen - operiert, bewusst die Russen
provozierend, da sie in die von Russland ausgewiesenen Zonen der
Luft- und Seeüberwachung1 eingedrungen sind, als
auch in Grenznähe größere multinationale Manöver der Ukraine und von
NATO-Staaten durchführten, wozu auch US-Kriegsschiffe in das
Schwarze Meer verlegt wurden. Es kann also eigentlich nicht
verwundern, dass Russland Truppen in Gebieten konzentriert, die aus
dessen Sicht bedroht sind, falls die „Manövertruppen“ gegen
russische Gebiete oder Interessen vorgehen.
Welcher Vorwurf
trifft auf die Russen zu? – Natürlich die Besetzung der Krim, im
Gegensatz zu internationalem Recht. Doch dies hat auch eine
Vorgeschichte – denn unumstritten ist, die Einwohner der Krim waren
und sind überwiegend russischsprachig – Ukrainisch ist deren erste
Fremdsprache, was übrigens auch für die Regionen Lugansk und Donezk
zum Zeitpunkt der Sezession galt und noch so ist. Dies ist von
Bedeutung, da die erste Aktion der post-Maidan-Bewegung das Verbot
aller russischsprachigen Medien war, ein generelles Verbot der
russischen Sprache in der Ukraine lag als Gesetzentwurf in der Rada
– dem ukrainischen Parlament – dann schon gesäubert, die
pro-russischen Parlamentarier wurden am Zutritt gehindert und
verfolgt – vor. Dieser Gesetzentwurf wurde 5 Minuten vor der
Abstimmung auf starken westlichen Druck nicht zur Abstimmung
gestellt und verschwand in der Versenkung. Doch Russisch – bis dahin
ebenfalls offizielle Amtssprache - wurde gestrichen und wird heute
nicht mehr als Amtssprache geführt2.
Somit
war ein im östlichen Teil der Ukraine lebenden Bevölkerung von einem
auf den anderen Tag de facto als Bürger zweiter Klasse gebrandmarkt,
sie wurden darüber hinaus vom damaligen „Rechten Sektor“ – einer
faschistoiden Vereinigung von Rechtsextremen, welche auch anfänglich
den Generalstaatsanwalt stellte, drangsaliert, vertrieben und
ermordet – man gedenke
der Toten aus Odessa vom 2. Mai 2014, wo
Angehörige des „Rechten Sektors“ bisher ungestraft 48 Menschen
ermordeten und über 200 verletzten.
Sie wurden in das
Gewerkschaftshaus getrieben, dieses in Brand gesteckt und auf
Menschen die daraus fliehen wollten wurde geschossen. In diesem Fall
und bei der Aufklärung wer die Scharfschützen auf dem Maidan waren,
sogar das deutsche Fernsehen hat starke Zweifel an der ukrainischen
Regierungsversion, könnte doch Frau Baerbock mal ihre ach so guten
Beziehungen zur ukrainischen Regierung spielen lassen – Tatort und
Täter sind ja in der Ukraine. Doch ich glaube die Transatlantiker
haben eher Interesse diese Fälle totzuschweigen als für deren
Untersuchung zu votieren, die US-Operationen könnten sonst zu sehr
in das Interesse der öffentlichkeit rücken. Die USA haben nach
eigenen Angaben viele Milliarden in den anti-russischen Machtwechsel
investiert.
Unter diesen Gesichtspunkten scheint es nur
verständlich, dass die Gebiete mit mehrheitlich russischsprachiger
Bevölkerung eher für die Sezession optierten als für einen Verbleib
in der Ukraine. Eine Parallele zwischen der Krim und Kosovo
erscheint mir dabei durchaus angebracht, wobei die westliche
Position im Kosovo doch diametral eine andere ist! Dort wurde die
Sezession als Mehrheitsvotum der Bevölkerung anerkannt, und da es im
Interesse des Westens lag, wurde es als Grundlage der Schaffung der
„Republik Kosovo“ genutzt.
Weiterführende Erlkärungen sind hier aus
Time Magazine.
Jetzt auch noch Nord Stream 2 zu
torpedieren kommt sicher nicht den Bürgern Europas und Deutschlands
entgegen, die Energiepreise sind zurzeit extrem hoch – und die
Kriegsdrohungen der NATO und des Westens tun ihren Teil dies zu
zementieren. Doch den US-Interessen entspricht dies voll – kann die
USA doch so ihr Fracking-Gas zu hohen Preisen verkaufen. Deutschen
Interessen entspricht dies auf keinen Fall.
Doch trotz
intensivster Medienschelte für Russland ist die deutsche Bevölkerung
mehrheitlich für eine Verbesserung der Beziehungen zu Russland, für
eine konstruktivere deutsche Außenpolitik.
Dies wies eine
Blitzumfrage von Civey letzte Woche nach, die kalten Krieger wird es
nicht erfreut haben.
Dass sich diese Meinung tendenziell auch im Militär abzeichnet
bewiesen die äußerungen des Marinechef Kay-Achim Schönbach in
Indien.
Die Veröffentlichung eines entsprechenden Videos, einer
gezielten Indiskretion bei den sonst „so transparenten
Waffenexport-Werbeaktionen der deutschen Kriegsmarine“ sorgte für
den „Sturm der Entrüstung“ bei den kalten Kriegern, die sofort den
Kopf des Vizeadmirals forderten und von der neuen deutschen
Regierung auch sofort bekamen. Er hatte seine Meinung gesagt – wenn
auch etwas anti-chinesisch angehaucht – aber auf die Lage zwischen
der Ukraine und Russland sicher richtig analysiert. Die „Asche aufs
Haupt“-Begründungen und die Selbstverleugnung seiner Position sind
eher als das typische politische Theater zu verstehen, als dass sie
inhaltlich zutreffend erscheinen.
Die neue deutsche Regierung
hat mit ihrer Wahl der Außenministerin Baerbock ein Zeichen gesetzt
– den Grünen geht es um Anti-Russland-Politik, nicht um
Außenpolitik. Wenn es um letztere ginge, dann hätte Robert Habeck
diesen Posten als gedienter Außenpolitiker verdient und nicht die
Scharfmacherin Baerbock, die ja durch ihre verschiedenen Färbungen
ihres Lebenslaufes in der Wahlvorbereitung ihre „Kreativität“ in der
Darstellung von Fakten belegt hat. Aber vielleicht haben die USA sie
gerade dafür zur Außenministerin küren lassen!
Es wird eine
deeskalierende Politik benötigt, die europäische Interessen vertritt
– und keine Kriegshetze. Die Situation kommt nur der US-Geopolitik
und US-Fracking-Industrie recht - nicht Europa.
Ob die derzeitige deutsche Außenministerin
dies liefern kann steht zu bezweifeln?
Siehe auch:
Wer bedroht wen? oder Täuschen mit wahren Zahlen
Time magazine:
Russland warnt seit Jahrzehnten vor der Ukraine. Der Westen hätte zuhören sollen.
1 | Eine gute Erklärung dieser Zusammenhänge der Kontrollzonen am Beispiel der Probleme zwischen China und Taiwan finden Sie hier |
2 | Analoge Prozesse liefen auch in den baltischen Republiken und in Moldawien in den 90er Jahren ab, im Extremfall wurde die russischstämmige Bevölkerung von einem Moment zum anderen zu Ausländern in ihrem Geburtsland, somit von fast allen Bürgerrechten ausgeschlossen – damals gab es noch keine Proteste. |
Datum 06.02.2022