Hintergründe des Ukraine-Russland Konfliktes

Jeden Tag gibt es neue, besorgniserregende Meldungen aus dem Konfliktgebiet und den Hauptstädten der agierenden Länder. Alles deutet in den Mainstream-Medien darauf hin, dass die Russen intransigent und aggressiv agieren. Doch ist dem so? Dieser Frage soll hier nachgegangen werden, die Ungereimtheiten und offensichtlichen Propaganda- und sonstigen Fehleinschätzungen kurz dargelegt werden.

 

Quellenlage der Mainstream Medien

Die heiße Phase der derzeitigen Krise begann mit der anonymen Veröffentlichung nicht genau bezeichneter Fotos von russischen Truppenkonzentrationen in der Nähe der gemeinsamen Grenze, die in den Medien mit reißerischen Nahaufnahmen von rollenden Panzern, Straßen- und Eisenbahntransporten von militärischer Ausrüstung garniert wurden, die jedoch ebenfalls nicht genauer bezeichnet oder referenziert werden als mit dem Verweis auf Russland oder in Grenznähe zur Ukraine. Die sonst so berühmt, berüchtigte Meinungsmache von Bell¿ngcat wird nicht erwähnt, auch wenn die Machart dieser entspricht. Bell¿ngcat wurde sonst immer als Quelle derartige zweifelhafter „News“ angegeben.

Die Folge dieser nicht genau referenzierten Vorwürfe, die von der US-Politik und deren europäischen Abbilder sofort aufgegriffen wurde, hat die Beziehungen zu Russland weiter belastet.

Dies ist ein langfristiger Prozess, der schon vor Jahren begann, jedoch jetzt zu eskalieren droht.

 

Geopolitik und Rüstungsindustrie

Die US Geopolitik hat zwei Hauptziele – die Sicherung und Kontrolle von Rohstoffquellen, sowie deren Transportwege und die Einkreisung von Nationen, welche sie als ihre Feinde begreifen. Historisch gesehen war dies die Sowjetunion und später Russland und seit den letzten beiden Jahrzehnten zunehmend auch China. Zentraler Punkt der US-Politik ist der Ausbau militärischer Positionen rund um die als „Feinde“ identifizierten Staaten, rohstoffreiche Länder und transportrelevante Gebiete, mit die dem Ziel diese zu besetzen, oder ihnen politisch militärische Bedingungen entsprechend den US-Interessen aufzuzwingen.

Diesen politischen Maximen folgt die US-Politik, unabhängig davon welche Regierung an der Macht ist, die Demokraten sind dabei meist noch außenpolitisch aggressiver als die Republikaner. Dies hat man schon bei der Regierungsbildung von Joe Biden sehen können, speziell auf die ukrainisch-russischen Beziehung bezogen, durch die Einsetzung von Victoria „Fuck the EU“ Nuland als federführende Person für europäische und eurasische Belange im US-Außenministerium. Sie war in dieser Richtung bereits in fast allen Regierungen, egal ob demokratischen oder republikanischen, tätig. Von Bill Clinton bis Biden, aber auch unter Bush und Zeitweise unter Trump, war sie für die Ukraine-Politik verantwortlich. Sie steht dem „Project for the New American Century“ sehr nahe, welches auch die EU als potentiellen Gegner ansieht und wahnwitzige False Flag Operationen diskutierte, um potentielle Kurzzeit-Verbündete auf ihre Seite zu ziehen.

Es soll hier noch weiter vermerkt werden, „Fuck the EU“ Nuland war direkte Mitarbeiterin von Dick Cheney, Donald Rumsfeld, und Paul Wolfowitz, alle stramme rechte Republikaner, wobei auf Cheney noch im folgenden Punkt wegen seiner Rolle bei Halliburton zurückgekommen werden muss.

„Fuck the EU“ Nuland war direkt in den Regierungswechsel in der Ukraine verwickelt – speziell bezüglich der Finanzierung der Maidan-Bewegung, als auch deren militanter Ausbildung. Sie hat dann zumindest ihren Einfluss nicht geltend gemacht, als die Maidan-Kämpfer zum Angriff übergingen und am 22. und 23. Februar 2014 den bis dahin regierenden Präsidenten Janukowytsch vertrieben. Zuvor war zwischen der Normandie-Gruppe, Janukowytsch und Klitschko, dem Führer der Opposition, eine Vereinbarung getroffen worden, die zu direkten unmittelbaren Neuwahlen führen sollte. Dies lag jedoch nicht im Interesse von Nuland und den extremen Kräften in der Ukraine – durch den Putsch konnten gleich Fakten geschaffen werden, pro-russische Parteien und Medien wurden verboten, somit deren Teilnahme an den Wahlen ausgeschlossen werden. Also Wahlen verhindert werden, an denen der östliche Teil der Ukraine – inklusive der Krim – nicht repräsentiert werden durfte. Doch „Fuck the EU“ Nuland ging noch weiter – in dem geleakten Telefonat mit dem US-Botschafter in Kiew von 4. Februar 2014 verfügte sie „Nehmt Jats und nicht Klitsch“1 – der EU-freundliche Klitschko wurde so durch Jazenjuk ersetzt – der wesentlich weiter rechts stand. Jazenjuk war der Stellvertreter von Yulia Tymoschenko, der ehemaligen Präsidentin der Ukraine, die im Interview äußerte im März 2014, sie wolle Putin zwischen die Augen schießen. Bemerkt werden muss auch – Tymoschenkow kommt aus der Gasbranche und war in ihren beiden Amtszeiten ein Inbegriff für die Korruption in der Ukraine, jedoch eine Nuland-Vertrauensperson.

Abschließend soll hier noch kurz auf die privaten Verstrickungen Joe Bidens in den Ukraine Konflikt eingegangen werden. Sein Sohn Hunter Biden, ein Anwalt und Finanzjongleur, heuerte 2014 bei Burisma in der Ukraine an. Er wurde Mitglied des Verwaltungsrates von Burisma, einer der größten ukrainischen Energiekonzerne, welcher besonders aktiv im Erdgasgeschäft agiert ist, und obwohl der Hauptsitz Kiew ist, ist die Firma in Zypern – also innerhalb der EU - offiziell registriert. Die Bewegründe seiner Beschäftigung waren sicher für Burisma der direkte Kontakt zum US-Establishment, für Hunter Biden jedoch eine gute Chance aus den USA zu verschwinden, da im Vorjahr – 2013 – nachdem er dort wegen Rauschgift- und Alkoholproblemen, welche er auch gedrungener maßen eingestanden hat, entlassen wurde.

Es soll noch festgehalten werden, dass Burisma hauptsächlich im Gasgeschäft agiert.

 

Erdgasexport und Kriegstreiberei

Nun was hat Erdgas mit Kriegen zu tun? Naive Frage, viel, denn Rohstoffe sind die Ursache für viele Konflikte in dieser Welt – im Mittelalter war es Gold und Silber, dann im letzten Jahrhundert Öl und Gas, dann Seltene Erden, aber auch schon Wasser. Über Jahrzehnte waren die USA streng Öl-orientiert in der Wahl ihrer Ziele in der Außenpolitik, man sehe nur wohin ihre „Menschenrechte-geleitete Politik“ im arabischen Raum führte! Doch es gab eine wesentliche Änderung in der Fördertechnik von Öl und Gas – das umstrittene Fracking.

Die USA führen schon seit Mitte des letzten Jahrhunderts eine streng national geleitete Innen-, Außen- und Wirtschaftspolitik. Eigene Öl- und Gasvorkommen wurden als strategische Reserven stillgelegt und Öl und Gas zunehmend importiert. Mit den steigenden Preisen für beide Rohstoffe, speziell seit Gründung des Ölkartells OPEC in den 60er Jahren des letzten Jahrhunderts, und dem stets wachsenden Energiebedarf der USA wurden in den 50er Jahren erste Versuche mit der Fracking Technologie unternommen, welche die Förderung von Öl und Gas in früher nicht abbauwürdigen Vorkommen und Gebieten erlaubte. Anfang des neuen Jahrhunderts hatte der Öl- und Gas-Preis eine Höhe erreicht, der auch die Anwendung der Fracking-Technologie in den USA wirtschaftlich lukrativ machte.

So kam es in den USA zu einer neuen Öl-Bonanza, viele Konzerne investierten in diese neue Technologie, wie Halliburton, Devon und EOG Resources. Die USA wurden so binnen weniger Jahre vom Hauptimporteuer von Öl und Gas zu einem Exporteur, der mit anderen Staaten in Konkurrenz geriet. Da jedoch die Förderkosten von Fracking-Förderung noch wesentlich höher als die der konventionellen Förderung sind, hängt für die US- Firmen alles von der Höhe des internationalen Öl- und Gaspreises ab. Nur ein hoher Preis erlaubt die Förderung in den USA wirtschaftlich zu gestalten, so die getätigten eigenen Investitionen zu sichern. Also muss der Markt kontrolliert werden und Konkurrenten, welche die US-Preise unterbieten können, behindert oder gar aus dem Markt verdrängt werden.

Das ist die abstrakte Beschreibung des Konflikts der USA mit Russland – unter Einbeziehung der Ukraine! Die beiden existierenden russischen Pipelines führen über die Ukraine nach Westeuropa – lediglich von der über Weißrussland laufenden existiert eine kleinere Abzweigung nach Polen. Da es jedoch zwischen Russland und der Ukraine in den letzten Jahrzehnten zu Problemen im Gastransport und der Belieferung kam entstand 1995 die Idee einer Pipeline durch die Ostsee – Nord Stream 2.

Historisch wurde die Ukraine von Russland mit Gas, zu niedrigeren Preisen als die des Weltmarktes, versorgt. Russland zahlte auch damit die Transitgebühren des Gases durch die Ukraine. Nach dem Jahr 1990 kam es wiederholt zu Problemen hinsichtlich der Preise für die Transitgebühren des Gases, aber auch immer häufiger werdend durch eigene – nicht koordinierte – Schwarzentnahmen in der Ukraine, was zu niedrigeren Gas-Drücken und Mengen an den Übergabestationen in der EU führte. So wurde Nord Stream 1 umgesetzt, Nord Stream 2 sollte nun die Kapazität der Leitung erweitern.

Da Deutschland einer der Hauptabnehmer russischen Gases ist entstand die Idee von Nord Stream 2. Die Pipeline ist die kürzeste und modernste Verbindung zwischen Russland und Westeuropa und wurde durch ein Konsortium aus russischen und internationalen Firmen finanziert. Seit Beginn intervenieren die USA und deren direkte Verbündete mit unterschiedlichen Argumenten gegen das Projekt, behindern es auf die verschiedenste Weise. Hauptargument ist dabei die angebliche zu große Abhängigkeit von russischem (leider nicht US-amerikanischen) Gas. Aber auch die Finanzinteressen der Ukraine werden angeblich bewahrt – es könnte ja weniger Gas über die alten Pipelines befördert werden – wieso kümmert sich denn dann keiner auch um die Finanzinteressen Moldawiens oder der armen EU-Länder wie Rumänien und Bulgarien – diese Argumentation gilt auch für diese Länder. Auch interessant ist, dass diese Argumentation US-typisch ist und mit Ausnahme der Grünen nur von rechten Politikern vertreten wird.

Doch genug Geschichte – zu konstatieren gilt, die USA benötigen einen hohen Gaspreis, am besten durch die Verhinderung von Nord Stream 2, um eigenes LNG-Gas nach Europa exportieren zu können. Dabei sollte man wissen, der Preis für US-LNG liegt bei 6,0 US-Dollar/MMBtu, der des russischen Erdgases bei 2,85 US-Dollar/MMBtu2. Das US-LNG ist bei gleichem Brennwert also mehr als doppelt so teuer (210,5%).

Also muss die neue Pipeline verhindert werden – mit dem Konflikt um die Ukraine! Der feste Wille der USA ist die Ukraine und Georgien in die NATO und die EU einzugliedern und wird auf deren Druck immer wieder in der NATO und der EU als Diskussionspunkt eingebracht. Bisher ist die EU von keiner der beiden Beitrittsmöglichkeiten begeistert und hat diese stets abgelehnt. Mit der „neuen Aufheizung des Ukrainekonflikts“ kommen die USA jedoch ihrem Ziel näher, sie werden es starr weiterverfolgen.

Doch noch einen kurzen Blick auf die wirtschaftliche Entwicklung der Börsenkurse der führenden US-Fracking-Firmen, die ja wie bereits dargestellt über erstklassige Verbindungen zur US-Administration verfügen – und deren Ziel eine militärische Auseinandersetzung zwischen Russland und der Ukraine ist, die deren Problem mit Nord Stream 2 endgültig lösen würde.

kuse fracking gas

Der generelle Börsenkurs (Mittelwert Tageskurse) – hier am Beispiel von Halliburton Co. Dargestellt – setzt seit Jahresbeginn fest auf den Krieg – die Kurse steigen mit jeder kriegstreiberischen Äußerung der US-Regierung.
Im Einzelnen sind die Börsenwerte der 3 führenden Gas-Konzerne in der folgenden Tabelle dargestellt, die etwa gleiche Verläufe belegen. Die Gas-Lobby ist stark in den USA – speziell dann, wenn sie mit deren geopolitisch militärischen Ambitionen übereinstimmt.

Firma Tageskurs Höchstwert
26.01.2021 20.12.2021 26.01.2022
Halliburton Co. (Max Tageswert)  in US$ 14,74 19,21 27,80
Anstieg in % - Basis 26.01.2021    30,3 88,6
Anstieg seit dem 20.12.2021 %       44,7
 
Devon Energy Corp (Max Tageswert)   in US$ 17,2 38,38 51,84
Anstieg in % - Basis 26.01.2021    123,1 201,4
Anstieg seit dem 20.12.2021 %       35,1
 
EOG Resources Inc   in US$ 45,20 73,52 95,70
Anstieg in % - Basis 26.01.2021    62,7 111,7
Anstieg seit dem 20.12.2021 %       30,2
 

 

Nun, wie kommt es zu diesen Kursanstiegen – durch das Säbelrasseln der USA, NATO (obwohl die Ukraine kein NATO-Mitgliedsland ist) und anderer westlicher Politiker. Wie die Nachrichten am 19.12.2021 aussahen zeigt die Grafik einer Google-Anfrage zu diesem Tag auf der folgenden Seite, Säbelrasseln und Sanktionsdrohungen – Musik in den Ohren der USA. Ab dem Folgetag gehen die Aktienkurse wieder steil nach oben.

Google-suche

Also das Ziel – Ablehnung von Nord Stream 2 maximiert und auf den letzten Meter die Pipeline verhindert – sowie die Anbindung der Ukraine an den westlichen Block auf Kosten der Russen erhöht. Und dies gleichzeitig mit einem dröhnenden Schweigen der US-Regierung über etwaige Sanktionen gegen russische Erdölimporte in die USA.

 

Wie sehen es die Russen?

Auch auf die Gefahr hin als „Russland-Versteher“ bezeichnet zu werden, sollte auch die Sicht der Russen einmal dargestellt werden – denn nichts ist besser als vor Verhandlungen, die ja beide Seiten in unterschiedlichem Maße wollen, die Position der anderen Seite abstrahieren zu können. Daran ist nichts Falsches – selbst das „Time-Magazine“ machte am 25.01.2022 einen derartigen Versuch.

Einleitend muss festgestellt werden, dass die Russen historisch gesehen eine Akkumulation von schlechten Erfahrungen mit Überfällen und dem Eindringen fremder Mächte, bis tief in deren Territorium, haben3. Man darf nicht vergessen, Russland hatte im II. Weltkrieg mehr als 20 Millionen Tote zu verzeichnen, wenn man dies auf den Holocaust bezieht ist dies das drei bis vierfache, nicht zu vergessen, dass sowjetische Juden nach den polnischen die größte Gruppe der Opfer waren. Während zum Beispiel Deutschland sein spezielles Verhältnis zu Israel mit den deutschen rassistischen Verbrechen gegenüber den Juden stets betont, sehen die Russen ihnen gegenüber – gleiche rassistische Begründung, in weiten Teilen analog organisierter Massenmord, eine andere Bewertung ihrer Opfer durch die deutsche Politik, diese ist zum Teil gar als anti-russisch zu verstehen.

Dies erzeugte eine spezielle Sensibilität gegenüber der Einkreisung Russlands durch die NATO, deren stetige, aus russischer Sicht zusage- und vertragswidrigen, Expansion seit den letzten 30 Jahren beunruhigt sowohl die Regierung als auch die Bevölkerung. Dass diese Einkreisung real ist kann ein einfacher Blick aus die NATO-Osterweiterung in ihrem zeitlichen Verlauf belegen.

Man muss dabei wieder die geopolitisch-militärische Komponente von der Rohstoffkomponente trennen, wobei letztere auch direkt in den geopolitischen Bestrebungen enthalten ist.

Dabei ist es wichtig in die Zeit des Zerfalls der UdSSR zurückzugehen. Die UdSSR zerfiel 1990/91 mit deren Auflösung, die vormaligen Sowjetrepubliken wurden unabhängig von Moskau, wobei die baltischen Republiken einen pro-westlichen, anti-russischen Kurs einschlugen, Weißrussland weiter auf der Seite Russlands blieb und die Ukraine zerrissen reagierte, der Westteil reagierte pro-westlich, der Ostteil, auch wegen dem hohen Anteil an russischer Bevölkerung pro-russisch blieb.
Die Russen hatten in den 2+4 Verhandlungen zur deutschen Einheit die Wiedervereinigung Deutschlands befürwortet, auch die Mitgliedschaft Deutschlands in der NATO wurde akzeptiert, unter der Bedingung, dass keine NATO-Truppen auf dem Gebiet der ehemaligen DDR stationiert werden dürfen und die NATO sich nicht weiter nach Osten ausdehnen würde. Die letztere Vereinbarung der NATO-Osterweiterung wurde jedoch nur mündlich, nicht schriftlich im Vertrag niedergelegt. Dies ist heute auch durch westliche Zeitzeugen eindeutig belegt.

Trotz dieser Beteuerungen weitete sich die NATO bis an die russische Grenze aus, Polen, die baltischen Staaten, Rumänien und Bulgarien – Grenze über das Schwarze Meer – wurden NATO-Mitglieder. Parallel dazu hatten sich die westlichen Beziehungen zu Russland nach dem Abgang Jelzins und der Machtübernahme Putins stets graduell bis heute verschlechtert, als Putin im deutschen Bundestag sprach war die Friedenshoffnung groß, doch der Westen hat nur gehört was er wollte! Die Angebote der Zusammenarbeit wurden halbherzig, oder gar nicht angenommen. Die NATO rückt immer mehr an die russische Grenze vor. So gab es die Vereinbarung, dass es keine feststationierten NATO-Truppen in den baltischen Staaten geben dürfe – doch seit 3 Jahren ist ein „temporäres NATO-Kontingent“ dort stationiert, welches – wegen der Bezeichnung temporär das Personal jährlich wechselt – also formal nicht „stetig stationiert ist“ – sondern eben temporär. Ein Rosstäuschertrick, formal richtig, jedoch eindeutig dem Geiste der Vereinbarung zuwider.

Ein weiteres Problem stellt die anti-russische Haltung des „Rechten Sektors“ – einer pro-faschistischen Organisation dar, die nach 2014 – dem „Euromaidan“ – zunehmend auf die Regierungspolitik Einfluss genommen hat. Einer der Vertreter war selbst Generalstaatsanwalt der Ukraine. Diese Gruppe leitet ihre Geschichte von der von Stephan Bandera gegründeten OUN ab – der Organisation Ukrainischer Nationalisten. Stephan Bandera ist sicher eine Figur, welche heute noch die Ukraine stark spaltet, auch wenn er schon über 60 Jahre tot ist. Er kooperierte offen mit Nazideutschland und war direkt in rassistische, anti-jüdisch, anti-polnische und anti-russische Gräueltaten, Massenerschießungen, etc. involviert4. Er wurde dann zwar im KZ Sachsenhausen interniert, wo er „Ehrenhäftling“ war, da er streng anti-russisch, für eine Unabhängigkeit der Ukraine eintrat, diese jedoch wesentlich weiterging, als die Zugeständnisse die Hitler der Ukraine machen wollte. Seine OUN-Truppen nahmen aber weiter am Krieg auf Seiten Nazideutschlands teil, sie wurden in verschiedene berüchtigte SS-Verbände eingegliedert, wie das Bataillon „Nachtigall“ – einem Verband, welcher der Wehrmachtsabwehr angehörte und für Spezialeinsätze gegen Russland genutzt wurde - der SS Division Galizien – die in Jugoslawien in zahlreiche Kriegsverbrechen verwickelt war, aber auch zahlreich als Wachmannschaften in den deutschen KZs und Kriegsgefangenlagern für russische Soldaten eingesetzt wurden.

Nach Ende des II. Weltkriegs agierten diese Truppen als Untergrundkämpfer gegen Polen, die Tschechoslowakei und die Ukraine, wobei sie ebenfalls neben den jeweiligen Staaten rassistisch geleitete Zielgruppen hatten. In diesen Aktivitäten wurden sie nach 1947 von der CIA und dem britischen MI5 finanziell, ausbildungstechnisch und materiell unterstützt. Diese Bewegung wurde jedoch 1954 - 56 besiegt und trat nicht mehr konzentriert in Erscheinung. Bandera selbst wurde 1959 in München, wo er nach dem Krieg wohnte, von KGB-Agenten getötet.

Die Regierung Juschtschenko hat 2010 die Person Stephan Banderas als „Ukrainischen Nationalheld“ durch die Rada – ukrainisches Parlament – erklären lassen, Entscheidung die auch von der Nachfolgeregierung Tymoschenko unterstützt wurde. Im Westen der Ukraine wurden Hunderte Straßen nach ihm benannt, Statuen und Büsten aufgestellt. Diese Maßnahmen wurden von Polen, Russland und Israel verurteilt.

Diese ideologische Anleihe der westukrainisch dominierten Parteien ist ein Hauptgrund für die russische Ablehnung der ukrainischen Regierung und ursächlich für deren Charakterisierung als faschistisch zu sehen. Dies gilt ebenfalls für das berüchtigte Asow-Batallion des „Rechten Sektors“5, dass nach einer anfänglichen Konfrontation mit der Kiewer Regierung in die ukrainische Armee eingegliedert wurde und unter der faschistischen Wolfsangel Arier-Aufmärsche organisiert. Es zeigt offen Hakenkreuze und bekämpft die pro-russischen Kräfte in Lugansk und Donezk.

Die Bandera-Verehrung wird auch vom derzeitigen ukrainischen Präsidenten Selenskyj geteilt, der 14.Oktober – Tag der Gründung der faschistoiden OUN – ist auch heute noch offizieller Feiertag in der Ukraine.

Auch die aus russischer Sicht ambivalenten Aktionen der EU sollten hier noch Erwähnung finden. Einer der Anlässe des Euro-Maidan war die Weigerung der Unterzeichnung des Assoziierungsabkommen zwischen der Europäischen Union und der Ukraine im November 2018. Die Begründung der Verweigerung der Unterschrift war seitens der Regierung Janukowytsch die ungeklärten Bedingungen der Ukraine, die aus diesem Vertragsangebot und dem bestehenden Freihandelsabkommen mit Russland erst abgeklärt werden müssten, der die Ukraine 1991 beigetreten war und die bis dato auch massiv genutzt wurde. Eine Unterzeichnung hätte die Eurasische Wirtschaftsunion also indirekt der EU-Freihandelszone zugeordnet, womit die Beziehungen zwischen deren Mitgliedsstaaten und der EU über die Ukraine geschwächt werden würden. Die russische Position war eine gleichzeitige Mitgliedschaft sei daher nicht möglich. Dieser Standpunkt war auch der EU bekannt, wurde jedoch bewusst mit dem Angebot des Assoziierungsabkommens missachtet.

Abschließend soll auch noch auf den Anteil der sich als Russen verstehenden Bevölkerung in der Ukraine verwiesen werden, die sich nach dem Euromaidan gezielten Angriffen und Ausschreitungen ukrainischer Erz-Nationalisten ausgesetzt sahen, für die sich Russland als Schutzmacht versteht, die es, mit Ausnahme der Krim, jedoch nur bedingt unterstützt und nicht für deren gewünschten Beitritt zu Russland entschieden hat.

Die Karten der Ausbreitung der russischen Sprache, als Verweis auf die gefühlte ethnische Zuordnung der Bevölkerung variieren in den letzten Jahren seit dem Ukraine-Russland-Konflikt, in westlichen Quellen werden die Anteile je nach Quelle erheblich „heruntergerechnet“. Einen recht interessanten Einblick bietet dabei eine Studie von 2016 der Konrad-Adenauer-Stiftung, die absolut nicht als pro-russisch angesehen werden kann, welche die Verwendung der ukrainischen und russischen Sprache als häusliche Umgangssprache darstellt.

Anteil Russen - Ukrainer

Diese Affinität zur russischen Sprache setzte sich auch in Wahlergebnissen im, die Partei der Regionen, als pro-russisch verstanden und von Wiktor Janukowytsch geführt, erreiche in der Wahl 2004 die in der folgenden Grafik dargestellten Ergebnisse.

wahl-2004

Es zeichnet sich auch hier die Teilung des Landes ab, der Osten ist pro-russisch, durch ethnische Russen dominiert, während der Westen den pro-EU-Parteien zugeordnet werden muss – ethnische Mehrheit der Ukrainer.

Die Ukraine ist ein ethnisch zerrissenes Land was vor dem Euro-Maidan friedlich koexistierte, seit dem Euro-Maidan versinkt es für die russische Bevölkerung der Ukraine in Gewalt und Einschüchterung!

 

Wie weiter?

Als erstes sollten ernsthafte Vermittler auf einen Rückzug aller Truppen aus einem 100 km Streifen von der Grenze beider Staaten drängen – in Russland und der Ukraine. Dann sollten die Verhandlungen im Normandie-Format – Ukraine, Russland, Frankreich und Deutschland – wiederbelebt werden und deren beiderseitige Umsetzung international kontrolliert werden. Für die Überwachung des Rückzuges, sowie der Akzeptanz der derzeitigen Trennungslinien sollte die OSZE aktiviert werden. Für Verletzungen des Status sollten vorab für beide Staaten und die selbstdeklarierten Republiken Lugansk und Donezk Sanktionen und Maßnahmen festgelegt und publiziert werden. Bei Verletzungen des Abkommens sollten diese dann nach Vorwarnung 1:1 umgesetzt werden, sofern der Verursacher nicht auf die Vorwarnung reagiert.

Deeskalieren und Versöhnen sollte die Grundlage aller Aktivitäten sein.

Siehe auch: Kriegsgefahr Ukraine gegen Russland – Wer heizt die Situation an?  oder auch Täuschen mit wahren Zahlen

1 Aus dem gleichen Telefonat stammt ihr neuer Middle name – „Fuck the EU“ – die Echtheit des Zitats wurde übrigens nie bestritten
2 MMBtu - Millionen British Thermal Unit
Analyst: US-Flüssiggas kann Gas aus Russland nicht verdrängen
3 Krimkrieg, I. Weltkrieg, Invasion fremder Truppen nach der Russischen Revolution, II. Weltkrieg
4 Slogan der OUN 1941 "Es lebe eine unabhängige Ukraine ohne Juden, Polen und Deutsche. Polen für San, Deutsche für Berlin, Juden am Galgen!"
5 Siehe https://de.ukraine-human-rights.org – gehostet in den USA


Datum 06.02.2022