17.05.2022
Am 11.04.2022 wurde die palästinensisch US-amerikanische Al Jazeera Reporterin Shireen Abu Akleh nach Angaben der palästinensischen Selbstverwaltungsbehörde in der Stadt Jenin durch Schüsse des israelischen Militärs getötet, ihr Kollege schwer verletzt. Das israelische Militär bestreitet dies natürlich, es macht die Palästinenser verantwortlich für den Tod der Reporterin, es verlangt die Herausgabe aller Beweise. Die Autopsie der An-Najah National University kam zu dem Schluss, Shireen Abu Akleh wurde aus weiter Entfernung erschossen. Das Projektil war NATO-Standard Gewehrmunition – doch die Israelis behaupten nun, die PLO nutze die gleichen Patronen.
Am 13.04.2022 sollte die Reporterin beigesetzt werden. Die israelischen Behörden behinderten und zerstreuten die zahlreichen, vorwiegend palästinensischen Besucher der Beisetzung durch den Einsatz massiver Gewalt. Diese Aktion wurde auch von westlichen Medien dokumentiert, allerdings durch eine recht selektive Auswahl der Bilder, die das Ausmaß der Gewaltaktionen der israelischen Sicherheitskräfte eher verharmlost, wie die folgenden Bilder zeigen.
Ein Polizist im Hintergrund - also eigentlich nicht viel los.
Schon Wikipedia sieht dies anders - das folgende Foto war in einer der früheren Versionen, die fast im Stundentakt geändert worden sind - die Namen in der Versionsgeschichte und die Änderungen sind eine sinnvolle Lektüre für Wikipedia-Gläubige.
Selbst die israelische Zeitung Haaretz publiziert dort kritischere Fotos und Berichte – und dokumentiert auch den vergeblichen Versuch der israelischen Armee die Ermordung der Journalistin palästinensischen Sicherheitskräften oder Aktivisten anzulasten. Man sieht also, wohin die israelischen Untersuchungen zielen – Entlastung der eigenen Truppen. Dabei verleugnet man völlig, dass Shireen Abu Akleh auf der Seite der Palästinenser stand, so hätte ein "angreifender palästinensischer Aktivist" umdrehen und nach hinten schießen müssen.
Nun Frau Bearbock hat sich "erschüttert" gezeigt – die Anführungszeichen um ihre Erschütterung kommen übrigens vom Spiegel, nicht von uns. Denn es ist nicht der erste Journalist, der bei der Dokumentation israelischer Truppen auf palästinensischen Gebiet erschossen wurde, aber es ist diesmal eine US-Bürgerin, das wirbelt Staub auf. Die anderen toten Journalisten von Al-Jazeera und Al-Arabia – zweier arabischer Nachrichtensender, die die israelischen Aktionen kritisch dokumentierten – wurden kurz erwähnt und dann wieder totgeschwiegen. Hier wird es sicher auch so weitergehen, denn sie war nicht die erste US-Amerikanern die von israelischen Truppen getötet wurde. So wurde Rachel Corrie im Jahre 2003 getötet, oder 80-jährige Omar Abdulmajeed Asaad, ebenfalls mit doppelter Staatsbürgerschaft, wurde am 12.01.2022 von israelischen Spezialeinheiten verhaftet, und nach dem Abzug der Israelis tot – noch gefesselt – zurückgelassen.
Der Skandal ist, dass all diese Vorfälle
mit dem Ausdruck der "Erschütterung" von unseren Politikern kommentiert
werden, ohne jedoch auf den eigentlichen Skandal hinzuweisen, oder gar
Maßnahmen zu ergreifen! Der eigentliche Skandal ist, dass all diese
Verbrechen auf dem Territorium der palästinensischen Selbstverwaltung
geschehen sind – also auf dem Gebiet, welches nach den
Oslo-Verträgen
"unter voller Souveränität" der Palästinenser steht – der sogenannten
Zone A.
Dies belegt, dass das Lippenbekenntnis zur
Zweistaatenlösung, basierend auf den Oslo-Verträgen, schon seit vielen
Jahren nicht mehr ernst genommen wird, lediglich zur „Ruhigstellung der
Palästinenser“ argumentativ als Placebo genutzt wird. Denn israelische
Spezialeinheiten fallen nach Belieben in die exklusiv-palästinensischen
der Zone A ein, ohne dass sich der Westen darum kümmert. Also Ukraine –
Russland Relationen mal durch einen Verbündeten? Ohne Sanktionen – nein,
sogar mit offiziell unterstützter Rüstungskooperation und
Waffengeschenken, wie bei den 2 U-Boote bezahlen, 3 bekommen, eins von
der deutschen Regierung auf Staatskosten geschenktes – dies ist
mindestens das zweite Mal so vereinbart. Das sind die deutschen
Sanktionen für Israels Verletzung der Oslo-Verträge, der von Deutschland
ja noch als Ziel verkündeten Zweistaatenlösung.
Nebenbei – Frau Kiew-Reisende Bearbock – Sie sollte sich auch "erschüttert" über die Verhaftung der deutschen Journalistin Marlene Förster im Irak zeigen. Förster sitzt seit dem 20.04.2020 in Geheimdiensthaft in Bagdad. Aber da sie sich ja augenscheinlich für die kurdischen Probleme interessierte, wird hier das AA sich sicher auch recht weit zurückhalten. Das ist selektive Pflichtwahrnehmung.
Unterschreiben Sie die Petition zugunsten der
Aufforderung zur
diplomatischen Hilfe für Frau Förster
Datum 17.05.2022